Agathe B.

Vergeistigung der Farbe

Die Bilder von Agathe B. sind reine Farbpräsenz, nahezu immateriell erscheinend. Auf das Notwendigste reduziert, dient feiner Baumwollstoff als Trägermaterie. Eine hauchdünne ´Netzhaut´ spannt sich vor den Rahmen und hält die Farbpigmente in einen optischen Schwebezustand. Alles konzentriert sich auf die Wirkung der Farbe. Die Bilder 'scheinen',haben keinen eigentlichen Körper, sind eher sphärisch, immaterieller Natur und entrückt, zugleich aber von einer ungewöhnlich starken Präsenz. Sie besitzen eine Strahlkraft, deren Sog man sich kaum zu entziehen vermag. Selbst kleinformatig und als Einzelbild gehängt,vermögen sie eine größere Wandfläche weitreichend auszufüllen; sie vereinnahmen sogar deren Umraum und füllen ihn mit einer Aura, die weit über das eigentliche Bildfeld hinaus wirkt. Zu mehreren arrangiert,entsteht eine Zwiesprache unter den Bildern, die den Betrachter einbezieht. Diese Werke verlangen die ganze Aufmerksamkeit. Sie sind ein Lob auf die Stille, Meditationsfelder im besten Sinne. Überantworten Sie sich in Ihrer Wahrnehmung den reinen Farbwirkungen und ihren Wechselspielen. Eine zweite Ebene gibt den Bildern räumliche Tiefe, die in ihrer Begrenzung diffus bleibt. Die ohnehin schon kaum fassbare Körperhaftigkeit dieser Kunstwerke wird weiter verunklärt zugunsten einer diffus sphärischen Wirkung. Irisierende Effekte der Struktur stellen sich ein, die durch die Interferenzen der sich überlagernden Stoffbindung entstehen. Raum wird in Anspruch genommen, aber nicht durch Körpermasse besetzt, sondern durch ein mit Energie aufgeladenes virtuelles Volumen erzeugt.
In ein Fenster gestellt zeigen sie, nun von Licht durchströmt, eine weitere Facette ihrer Wirkungsentfaltung, eine außergewöhnliche Leuchtkraft. Wir werden erinnert an das transzendente Licht gotischer Kathedralen, das, farbige Glasmalereien durchdringend, den gesamten Raum erfüllt. In diesen inhaltlichen und formalen Kontext gestellt, ist die Malerei von Agathe B. Sinnlich erlebbarer Ausdruck des Geistigen, dessen, was jenseits aller Materie die eigentliche Substanz des Lebens ist.

Herbert Albin Knops

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